die_zukunft_hat_begonnen

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Die Zukunft hat begonnen Viele leben jetzt (trotz Wohlfahrtsgesellschaft) zunehmend unsicherer als früher: • Die Wirtschaftskrise nimmt kein Ende, das Energieproblem läßt sich nicht rasch lösen, die Währungsfrage bereitet den Finanzleuten Kopfzerbrechen. Darum beschäftigt uns immer mehr die Frage nach der Zukunft der Menschen. Manche stellen die Frage u n d hoffen auf ein «Wunder»; die Lösung werde sich gleichsam «von selbst einstellen», man soll nur «die Zeit bis zum Wunder überbrücken» Nur die wahren Realisten sind sich bewußt: die Zukunft wächst aus dem was wir jetzt tun und lassen. • Heute wird die Zukunft gemacht. Wir leben i n einer Welt, die abnehmend von Naturkräften und zunehmend von Menschenkräften bestimmt wird. Wenn MARX suggerierte, «Wirtschaftsprozesse laufen mechanistisch ab», erkennt nun der Nachdenkende diesen Denkfehler im zu simplen mechanistischen Denken von damals: • denn w i r handelnden Menschen machen die Wirtschaft. • N u r sind viele Wirtschaftsprozesse funktionell so kompliziert, daß uns die Zusammenhänge nicht recht bewußt werden. Darum folgen nun Denkanstöße, um die Aufmerksamkeit hinzulenken a u f jene wahrnehmbaren Dinge, die f ü r die Zukunft bestimmend sein können, je nachdem die heutige Menschheit so oder so handelt: • Es gibt nämlich nicht nur einen Weg in die Zukunft. • Es gibt Wege in die Zukunft; • wo ist der gute Weg zum guten Ziel. Eine Legende sagt: Hat man den Weg zu wählen, ist man oft schon auf dem Weg, noch unbewußt. Aus welchen Motiven heraus geht man diesen oder jenen Weg? Die alte Legende: Ein Mensch, auf der Suche nach CHRISTUS, kam ratlos an Wegverzweigungen an. Da sah er, daß auf einem dieser Wege ein Greifvogel einen Singvogel überfiel. Er rannte, den Raubvogel zu verjagen, und damit hatte sich der Suchende unbewußt einen Weg zu seinem Weg gemacht. Bewußt geworden, war er schon auf dem Weg. Im Weitergehen zeigte sich, daß er den richtigen Weg lief. So ist der Weg d a s Ziel. Man könnte sich eine Legendenvariante denken. Wie wäre es, hätte auf einem andern Weg ein Goldstück geglitzert, und der Mann wäre diesen Weg gegangen …? Raum, Zeit und Zukunft: • Die «Idee des Lebens»: «In Lebensfluten, im Tatensturm wali ich auf und ab, webe hin und her. Geburt und Grab, ein ewig Meer, ein wechselnd Weben, ein glühend Leben: So schaff ich am sausenden Webstuhl der Zeit und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.» Goethe. Er bezeichnet das Leben als die Verwirklichungsform des Absoluten im Vielfältigen der Materie. ( V i e r Fotos: Roland Schneider) Durch den Bericht «Zur Lage der Menschheit » (des Club of Rome) wurden wir erstmals intensiv mit der Zukunft konfrontiert. An «Trendmodellen» wurde das Vorgehen der heutigen Menschheit i n die Zukunft extrapoliert: • «Was geschieht etwa, wenn wir so weiterwursteln? » Beim Trendmodell ist wichtig, von welchen Annahmen man ausgeht und wieviele Variablen man funktionell zusammenhängend verfolgen kann. Die einzige Möglichkeit, jetzt etwas über die Zukunft auszusagen, v e r f o l g t - a l s o - d e n k e r i s c h d i e e r k a n n t e n Tendenzen «bis zum guten oder bitteren Ende» . . . ! Die Zukunft hängt also davon ab, wieviele 'Menschen sich mit so einem Trend bewußt verbinden. • Es kommt also nicht darauf an, wieviel einer weiß, sondern wieviele es wissen (was man tun sollte für die gute Zukunft). Vermutlich w i r d sich n i c h t d i e ganze Menschheit auf einen Trend einigen; es werden sich also verschiedene Trends weiterentwickeln. In einer pluralistischen Gesellschaft kann eben jeder wählen, in welchem Strom er sich glücklich fühlt . . . ! Auf jedem Lebensgebiet gibt es jeweils zwei etwa polare Trends. • Der dritte Weg (die «Mitte») ist aber auch begehbar. Nun charakterisieren wir die beiden polaren Wege u n d ihre Mitte. So eine idealtypische Darstellung i s t zwar nicht ganz wirklichkeitsgemäß, läßt uns jedoch «unsere eigene Wirklichkeit» durchleuchten. 1. Die Lel?ensphilosphien Jeder Mensch hat (mehr oder weniger bewußt) eine Lebensphilosophie. Jeder geht bei allem, was er tut oder läßt, von «seinen Grundsätzen» aus, die ihn leiten. Meist entstehen diese Prägungen i n der Jugend durch Erziehung. Viele Menschen leben zum Beispiel den Grundsatz «Die Frau gehört ins Haus» oder «Weil ich als Mann das Geld verdiene, b i n i c h z u Hause Chef». Die Frau weiß dann nicht, wieviel der Mann verdient; sie muß immer ums Haushaltsgeld betteln usw. C!) So gibt es den extremen Materialismus, wobei nur das körperlich Wahrgenommene zählt. Dieser zu einseitige Materialismus hat dann zu den Gedanken von DARWINS Evolutionslehre mit ihrem Konzept «Kampf ums Dasein» geführt. Aimm Sterrii glaubte und predigte im Sinne von DARWINS «Kampf ums Leben»: «Wenn im Wirtschaftlichen jeder Mensch seine egoistischen Bedürfnisse so gut wie möglich befriedigt, er das Wohl des Ganzen fördert». Heute wissen wir, daß dieser grotesk einseitige Materialismus die Materie (die Lebensnotwendige Um- und Mit-Welt) zerstört; wenn w i r mit diesem einseitigkurzsichtigen Egoismus weiterfahren, nimmt unser «Planet Erde» Schaden «an Leib und Seele». (2 . ; E i n e G e g e n b e w e g u n g z u m « e i n s e i t i g e n Materialismus» i s t die Flucht i n die «einseitig geistig orientierten Sekten», die e i n Nirwana vorspiegeln, «das nicht von dieser Erde ist». Dabei wird einseitig das Irdische als «unwichtig» angesehen. Die Sektenmitglieder werden weltfremd, handeln oft gar weltfeindlich, damit lebensfeindlich. Im «einseitigen Materialismus» folgt durch einseitige Überschätzung d i e Zerstörung der irdischen Materie; im «einseitig geistigen Sekenunwesen» folgt die einseitige Verachtung und Abwendung v o n d e r Materie: M a n möchte m i t dem Irdischen «nichts mehr zu tun haben». Von einem Extrem zum andern. Einseitige Extreme sind krank und machen krank. (i) Wäre das ein dritter Weg, der goldene Weg der Mitte, der harmonische Weg der Mitte?: Die materielle Welt ist von Gott geschaffen; die geistigen Kräfte, die «hinter dieser Materie» leben und weben, muß man kennenlernen. Viele Menschen ahnen erst unbewußt, daß die Natur Ehrfurcht erfordert und daß unser intellektoider Hochmut gegenüber der Weisheit der Natur zu dumm oder zu infantil ist. Nur wenn man die «Materie» und den «lebendigen Geist hinter der Materie» erkennend liebt, kann man aus Einsicht heilend ins «Gebäude der Natur» eingreifen. • Weder die einseitig materielle «Erdsucht » noch d i e einseitig illusionäre «Erdflucht» sind schöpferisch und human, sondern die sehr «irdische» und sehr «geistige» Frage tut not: «Was mache ich eigentlich, und wie wirkt das auf meine Umwelt?» In den folgenden Lebensgebieten fi nden wir die geschilderten drei Grundhaltungen. Die soziale Entwicklung Wir nehmen an, die soziale Entwicklung verlaufe nicht automatisch, sondern werde durch menschliche Tätigkeiten gesteuert. Wie jedoch steuern Menschen die soziale Evolution? Es gibt auch hier wieder «drei Arten des Eingreifens in das soziale Gefüge: zwei Pole, eine Mitte. • Das gesunde Leben bewegt sich auch hier zwischen den Polen, • die Pole zur Mitte hin organisch verbindend: Dialog zwischen den Bipolaritäten. ® Al le Maßnahmen, die zu einer weiteren Entfremdung der Menschen voneinander führen, die den Menschen voneinander isolieren. Vielleicht muß man nicht v o n Maßnahmen, e h e r v o n Handlungen sprechen oder von Geschehnissen. Zum Beispiel sobald man den Mitmenschen als Konkurrent sieht, sucht man die Begegnung nicht. Das Notensystem in der Schule erzeugt dieses Konkurrenzdenken. Oder zu extreme Spezialisierung am Arbeitsplatz (in seiner konsequentesten Form am Fließband) isoliert die Menschen voneinander. Oder durch übertriebenes Fernsehen verschwindet das Gespräch aus der Familie, was den einzelnen isoliert. Diese Isolierung des Menschen ist eine Tendenz in unserer Welt. Geht sie weiter? C) Auch dieser Bereich «Entfremdung zu Einzelmenschen» (Isolierung aus der Gesellschaft) hat Gegenbewegungen: Versuche zurückzugreifen a u f «altbewährte Sozialmodelle»: • Da i s t einmal das Modell der stark strukturierten Hierarchie mit abgegrenzten Verantwortungsbereichen und Kompetenzen, bei dem autoritäre Führung herrscht u n d d a s n u r funktioniert, wenn diese «unten» akzeptiert wird. • Das «Modell d e r kleinen Sippe/ Gruppe» («Clan»). Solche Gruppen entstehen manchmal da und dort. Man meint dann, diese Menschen wollen den andern wieder begegnen, doch schließen sie sich als Gruppe von der übrigen Welt ab: Sie isolieren sich als Gruppe, was keine gute Zukunft hat. ® Ein jetzt und künftig mögliches Modell geht den goldenen Mittelweg zwischen der Individualisierung («Jeder steht auf eigenen Beinen))) und der bewußten Stiche nach mitmenschlichen Kontakten. Auch hier also bewegt man sich «lebensnah » (individuell) und «betriebsnah » (human) zwischen Individualisierung und Mitwelt. • Zwischen diesen zusammenspielenden Kräftepaaren «Individuum» und «Mitwelt » werden Arbeit und Leben interessant, kreativ, fruchtbar. Man hat den Mut zu realistischen Experimenten mit neuen Formen der Zusammenarbeit, d e r Kommunikation usw. Arbeits- und Lebensgemeinschaften, aber auch Firmen gehen so neue Wege und haben Erfolg: • Neue Wege, die einerseits den individuellen Menschen respektieren, ihn aber bewußt aus der Isolierung herausholen durch gruppenorientierte innerbetriebliche Mitbestimmung. Die sozialen Fähigkeiten werden so entwickelt und dazu erst noch die einzelne Individuation. Typisch menschliche Verhaltensmuster Wie reagieren Menschen in ganz gewöhnlichen Lebenssituationen? Beispiel I : Wir wollen ein Bahnbillett kaufen. Eine Menschenschlange, und nur ein Schalter ist geöffnet. Vor uns ist jemand mit vielen zeitfressenden Wünschen. Wie reagieren Menschen? Ein typisches Verhaltensmuster: W i r werden rasch ungeduldig, vielleicht irritiert, unhöfl ich, gar aggressiv. Wie kommt das? Ich glaube, das hat mit unserer technischen Zivilisation zu tun (statt mit der Kultur). Verwöhnt durch die Technik, meinen w i r i n einer «Drück-auf-den-Knopf-Welt» z u l e - ben. Gehes mal länger, sind wir unzufrieden. Alles soll immer rasch und direkt vollziehbar sein. Der Mensch wird zum «schnellen Lustbefriediger». Beispiel 2: D e r Konsumentenkredit. Erst kaufen, dann leisten. Bei der Leistung ist man frustiert. Wir wollen alles rasch haben und werden doch unzufriedener. ri) Ein anderes Verhaltensmuster: Manche sind sich dieses Spiels bewußt geworden und machen nicht mehr mit. Manche ziehen sich aus ihren Ve r - antwortungen gegenüber der Gesellschaft zurück. Manche Menschen haben zwar Fähigkeiten zu einer verantwortlichen Aufgabenerfüllung, verzichten aber darauf, weil sie dieses Spiel des Imnner-mehr-und-schneller-haben -Wollens nicht mehr mitspielen. • Sie verzichten gern auf vieles in der materiellen Sphäre der Zivilisation und sind zufrieden. Noch andere Menschentypen: Sie wissen, daß die «Lustbefriedigungsgesellschaft » i n die Sackgasse f ü h r t : nun versuchen sie (im Sinne von «corriger l a fortune))) verändernd einzugreifen. M i t kleinen Schritten wollen sie bewußt d i e We l t ändern. Diese Menschen müssen oft verzichten; aber sie tun es, weil es die einzige Möglichkeit für sie ist, in ihrem Beruf als soziale Veränderer arbeiten zu können. Man spürt bei ihnen Freude am Handeln, am Verändern, am Sanieren. Beispiel dafür: SCHUMACHER mit seinem Buch «Die Rückkehr zum menschlichen Maß». IV. Das Gebiet der Technologie Auch hier sehen wir wieder drei Tendenzen: (i) Die immer raschere Entwicklung der Elektronik zum Beispiel. Sie führt dazu, daß der Mensch immer weniger im manuellen Arbeitsprozeß eingespannt ist. Man denke zum Beispiel an Industrieroboter. Weniger Arbeit, mehr Freiheit ergeben sich für viele Menschen. Was tun wir mit Freizeit, Arbeitslosigkeit? Dabei haben andere Berufsschichten Arbeitnehmermangel. Welche Konsequenzen hat das für unsere Gesellschaft? Ci) Eine Gegentendenz •will «zurück zum alten Handwerk»: Selber wieder spinnen und weben, man führt eine Boutique, treibt etwas Landwirtschaft usw. Wird das unsere Probleme lösen? War es umsonst, daß der Mensch allmählich frei wurde von Handarbeit? Ist etwa SCHUMACHERS «mittlere Technologie » f ü r viele Fälle i n unserer Mischgesellschaft ein Weg? Es kann ja nicht nur «elefantöse Großbetriebe» geben, meint die Hochschule St. Gallen (BZ Nr. 170, S. 9): «Wie mancher Fall wie Iran muß noch geschehen)), lautet die provozierende Frage von Professor JEAN-MAX BAUMER, Direktor des Lateinamerikanischen Instituts, «bis w i r im Westen begriffen haben, daß es nicht angeht, während Generationen eine kleine Minderheit i n der dritten Welt m i t unserer «perfekten» Großtechnologie z u «beglücken»; e i n e r Technologie, welche nicht nur den breiten Volksmassen nichts nützt, sondern diese erst noch i n die Arbeitslosigkeit hineinstürzt?» • Das Losungswort heißt darum «Angepaßte Technik», a l s Ausdruck eines neuen Entwicklungshilfeverständnisses. Diese Ar t von Technologie (im Englischen mit «People's Technology» besser ausgedrückt) soll der besonderen Situation und den Grundbedürfnissen des Entwicklungslandes angepaßt sein und soweit als möglich dort selbst erfunden, entwickelt, konstruiert, hergestellt, gehandhabt und unterhalten werden können. • «Das Konzept dafür», s o Professor BAUNIER, «hat im Grunde genommen MAHA . 1 M A G A N D H I s c h o n v o r f ü n f z i g Jahren entworfen.» • Gemeint ist die Dorfentwicklungsstrategie der Kleineinheiten, die GANDHI damals den wirtschaftlichen Bestrebungen der Kolonialmacht Großbritannien gegenübergestellt hat. Damit soll der wirtschaftliche Wachstumsprozeß i n den Ländern der dritten Welt derart in Gang gesetzt werden, daß er von Anfang an einem größtmöglichen Teil der Bevölkerung zugute kommt, während die modernen Industrialisierungen sich auf einzelne Zentren konzentrieren, damit die ländliche Gegend o f t entvölkern und als Folge davon vielfach der primäre Wirtschaftssektor, die Landwirtschaft, verwahrlost. (i) Es gibt den harmonischen «mittleren Weg». Daß der Mensch frei wurde von schwerer Handarbeit, ist sinnvoll: Man hat Zeit und Möglichkeit zur geistigen Evolution. Die Rückkehr zum «mittleren Handwerk» kann f ü r manchen e i n sinnvoller Weg sein. In jeder Situation ist zu überdenken, was jetzt angebracht ist, wobei der Mal3stab.immer diese betreffenden Menschen i n dieser Situation m i t ihrem Entwicklungsstand sind. So entwickelte F. SCHUMACHER seine «Zwischentechnologie». Bei d e r Entwicklung d e r Technologie s t e l l t man sich immer die Frage nach der angepaßten Größe u n d hingestimmten Mechanisierung. V. Wirtschaftsmodelle (? o ) T e n d e n z z u m a b s o l u t beralismus. « N u r ein freier Konkurrenzkampf lasse die besten Kräfte für das Ganze spielen.» Die Wirklichkeit korrigiert diese Illusion oft. I n einer «endlichen We l t » («Grenzen d e s Wachstums») darf die Wirtschaft nicht mehr unreflektiert wuchern und «Kahlschlag » treiben. (i) Den Gegenpol finden wir in der Tendenz zur absolut gelenkten Staatswirtschaft. Auch hier zeigt die konkrete Praxis, wo die Denkfehler liegen. Es ist eben viel einfacher, sich etwas ((auszudenken » und das dann stur einzuführen, als daß man von der Wirklichkeit ausgeht und je nach Situation und Bedürfnis Maßnahmen und Spielregeln erarbeitet. @I) Auch hier gibt es «mittlere Wege». Beispiele liegen in den Gedanken von Ru- DOLF STEINER im Buch «Die Kernpunkte der sozialen Frage» und auch in Gedanken über das Geldwesen von S l u m • Einseitigkeiten i m Wirtschaftsdenken werden überwunden, wenn man von der Wirklichkeit ausgeht: a) Wirtschaft hat zu tun mit der Umgestaltung der Erde und mit irdischen Produkten zur menschlichen Bedürfnisbefriedigung. Also muß man beim Wirtschaftsdenken beim Konsumenten anfangen; u n d man muß die Begrenztheit der Erde und ihrer Produkte als Ausgangspunkt nehmen. b) Das Geld hat keinen Wert in sich, sondern dient dem Tauschprozeß. Deshalb ist «Geldhandel zum Geldgewinn» sozial und wirtschaftlich ungesund. c) D e r Mensch wird immer mündiger und will jene ihm naheliegenden Entscheidungsprozesse (die seine körperliche und seelisch-geistige Existenz berühren) mitentscheiden. d) Weil der Mensch nicht nur mit Bedürfnissen, sondern auch mit Fähigkeiten in der Welt steht, soll er auch die Möglichkeit haben, diese Fähigkeiten einzusetzen. Und dies bedingt auf ihn hingestimmte Wirtschaftsstrukturen. VI. Die Mitbestimmungsmodelle Manche lehnen d i e Mitbestimmung völlig ab. Meist steht dahinter eine im alten römischen Recht steckengebliebene Nleinung über das Privateigentum. (2 Dem entgegengesetzt fi nden w i r nun die Mitbestimmung zunehmend staatlich- rechtlich im Gesetz verankert. Damit wird die Mitbestimmung in den politischen Machtkampf gezogen; d a s gibt dem Einzelmenschen in seiner Arbeits- und Lebenssituation eigentlich auch keine echte Mitbestimmung. Mit d e m « Entweder-Oder-Denken» kommt man nicht zur Realität der Mitbestimmung. 3) Glücklicherweise gibt es auch noch einen dritten Weg zur echten Mitbestimmung/ Mitverantwortung. • Bei diesen Lösungen geht es darum, jedem einzelnen dort, wo er in seinem Arbeits- und Lebensbereich Verantwortung trägt, die Möglichkeit zu geben und von ihm zu fordern, daß er mitdenkt, mitredet, mitentscheidet und auch allein für sich verantwortlich entscheidet und die Konsequenzen dieser Entscheidungen tragen lernt. Da ist das Beispiel der Firma G. Endenburg Electronics B . V. i n Rotterdam, das seit sieben Jahren bestens funktioniert. Dieses Mitbestimmungsmodelt fordert den Menschen zum Tragen der Verantwortung sowie deren Konsequenzen heraus. (Information wird auf Anfrage zugeschickt.) Ohne Mitbestimmung b l e i b t d e r Mensch ein unmündiges Wesen. Durch die «staatlich-rechtlichen Lösungen» wird er abhängig von den politisch orientierten Machtgruppierungen. I n der Schweiz gibt es darum noch Möglichkeiten, die es in anderen europäischen Ländern nicht mehr überall gibt. Echte humane Mitbestimmung versachlicht nämlich das Arbeitsleben. VII. Polaritäten und der Mittelweg Die erste Strömung ist materialistischegoistisch orientiert, baut auf die Technik und hebt den Menschen als gescheites individuelles Wesen hervor: Vereinsamungstendenzen. Die zweite Strömung ist charakterisiert durch eine sozialpolitische Einstellung, wobei das Individuelle sich der Gemeinschaft unterzuordnen hat. (3) Die dritte Strömung such die Integration zwischen dem Individuellen i m Menschen und den Belangen der Gemeinschaft herzustellen. Sie akzeptiert das Individuelle dort, w o sich d e r Mensch mit seinen individuellen Fähigkeiten der Gemeinschaft zur Verfügung stellt. Wo im Zusammenleben Spielregeln nötig sind, will sie den Menschen als bewußtes und mündiges Wesen an den Entscheidungsprozessen f ü r d i e Spielregeln mitentscheiden lassen. Und dort, wo es um die Befriedigung der Bedürfnisse geht, versucht sie ein Bewußtsein zu erwecken für die Begrenztheit dieser Erde: Hat einer zuviel, hat der andere zuwenig. Es geht um den materiellen Ausgleich u n d um die geistige Einsieht, die geistige Steigerung. So hat die Zukunft schon begonnen. Literatur Steilter Rudolf: «Die Kernpunkte d e r sozialen Frage», R. Steiner Verlag, Dornach. Junk Robert: «Der Jahrtausendmensch», Bertelsmann Verlag, München. Kirschner Josef: «Manipulieren, aber richtig». Knaur Verlag, München/Ro-Ro-Ro- Verlag. Lusseyran Jacques: «Gegen die Verschmutzung des Ich», Verlag freies Geistesleben, Stuttgart. Ernst J.W.: «Das Schicksal unserer Zivilisation und die kommende Kultur des 21. Jahrhunderts», Verlag Die Kommenden, Freiburg i. l i r.. 13RD Endenburg G.: «Soziokratie, eine mögliche Alternative». Soziokratisches Zentrum l b . c l u b s t r a u t 1 3 - 3 1 . R o t t e r d a m , H o l - land. Otani Yoshito: «Untergang eines Mythos», Ar row Verlag, Neu Ulm. Vogel Lothar: «Die Verwirklichung des Menschen im sozialen Organismus». Verlag freies Geistesleben, Stuttgart.

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