gedankenaustausch_zum_thema_konsens

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Gedankenaustausch Ten Siethoff - Sick Thema Konsens Die erste Frage war: “Wo taucht das K o i - i s e n s - P r i n z i p i m D r e i g l i e d e r u n g s g e - danken Rudolf Steiners auf?” Wir konnten darüber keine Klarheit erhalten, wurden uns aber bewusst, dass Rudolf Steiner, wenn er über das Soziale spricht, nie von Entscheidungen spricht, jedoch immer von “sogenannten sozialen Urteilen”. Wenn man den Begriff Entscheidung so interpretiert, dass es dabei um etwas geht, was bis i n die physische Tat hinein i n die Welt gesetzt wird, dann sind a l l e sogenannten Entscheidungen, das heisst Situationen, i n denen Menschen sich auf etwas einigen, noch keine Entscheidungen, nur gemeinsame Urt e i l e , und die Entscheidung kommt erst, wenn individuelle Menschen j e t z t aufgrund dieses Urteils eine Tat vollführen. Dann l i e g t aber die Entscheidung im individuellen Bereich und nicht im gemeinsamen. Man könnte dann auch verstehen, wieso wir im Kollegium sagen, Konsens nur f ü r Grundsätze oder Zielsetzungen, nicht f ü r Details. Denn das Akzeptieren eines Grundsatzes bedeutet eigentlich, dass man sich im Urteil darauf einigt, dass dieser Grundsatz ein r i c h t i g e r i s t . Wir kamen darauf, dass Konsens eigentlich überall dort nötig i s t , wo der Einzelne aus seiner Situation heraus nicht zu einem vollständigen Urteil kommen kann. Dort nämlich, wo gegensätzliche Bedürfnisse aufeinander stossen. Nach der Dreigliederung Rudolf Steiners (soziale Dreigliederung) kann man den Menschen anschauen als: Fähigkeitswesen: m i t geistigen Fähigkeiten “ sozialen ” praktischen Mündigkeitswesen: Bei der Mündigkeit hat man mit der allgemeinen Menschenwürde zu tun, was wieder damit zusammenhängt, dass jeder Mensch ein Anrecht darauf hat, sein Schicksal i n Ordnung bringen und erfüllen zu dürfen. Und dort, wo dies nur i n sozialen Zusammenhängen möglich i s t , i s t die Mündigkeitsfrage eine soziale Frage. Bedürfniswesen: m i t geistigen Bedürfnissen sozialen “ wirtschaftlichen Welchen Einfl uss hat dies auf den Konsensbegriff? Als Fähigkeitswesen wirkt der Mensch immer autokratisch. Dadurch, dass e r Fähigkeiten hat, die andere nicht haben, wird sein U r t e i l aus diesen Fähigkeiten etwas Unüberprüfbares haben f ü r andere. Die Frage i s t nur, ob seine Fähigkeiten anerkannt werden? Und dies hat wiederum zu tun mit der Ar t und Weise, wie er sich im Sozialen s i t u i e r t und wie er von den andern gesehen _wird i n seiner Ar t der Bedürfnisbefriedigung. Ohne Glaubwürdigkeit können seine F ä h i g k e i t e n i auch w e n n s i e n o c h ” w a h r “ s i n d , n i 2 Als Mündigkeitswesen geht es eigentlich zuerst darum, ob man den andern als Gleichberechtigten im Sozialen akzeptieren kann. Das hat zuerst nichts zu tun mit Fähigkeiten oder Bedürfnisbefriedigungen, denn die kommen aus der Vergangenheit und wirken i n die Zukunft hinein. Der Mündigkeitsbegriff s p i e l t immer nur i n der momentanen Situation und i s t immer eine reine Gefühlssache und deshalb so schwierig zu packen. Er verlangt die Fähigkeit, situationell zu sehen, die eigenen Gefühle uncidie der andern r i c h t i g einzuschätzen nach dem Kriterium der Gleichberechtigung. Diese Mündigkeit und Gleichberechtigung hat eigentlich immer nur mit einer inneren “Haltung” dem andern gegenüber in der momentanen Situation zu tun. Deshalb kann man kaum darüber reden oder schreiben, es muss erlebt werden von allen Betroffenen. Und solange einer es nicht erlebt, i s t es nicht da. Das i s t dann eine Tatsache, die man einfach zu akzeptieren hat. Wenn wir heute von demokratischen Urteilen sprechen, die eigentlich i n dieses Mündigkeitswesen-Gebiet hineingehören, dann s t e l l t sich die Frage, ob wir heute eine echte Demokratie kennen? Denn solange Demokratie heisst, dass eine Minderheit von einer Mehrheit überstimmt wird, kann man nicht von Demokratie sprechen. Wir hatten das Gefühl, dass eine echte Demokratie fordert, dass man so lange miteinander redet, bis sich die Minderheit aus Einsicht loyal hinter eine Mehrheitsentscheidung stellen kann. Das würde heissen, dass es so etwas gibt wie ein Konsens, wobei nicht jeder dafür zu sein braucht, aber keiner i s t mehr dagegen, auch wenn er selber v i e l l e i c h t gerne eine andere Lösung bevorzugt hätte. Man wird merken, dass so eine Entscheidung eigentlich nur zustande kommen kann, wenn die Stimmung, die innere Haltung eine solche der Gleichberechtigung i s t . Als Bedürfniswesen steht der Mensch im Wirtschaftsleben, muss e r die beschränkten Produkte der Erde mit seinen Mitmenschen teilen. Da kann nur das Urteil nach dem Konsens-Prinzip, also”Jeder i s t damit einverstanden“, eine richtige Lösung bringen. Denn i n diesem Gebiet geht es um eine gerechte Verteilung des Vorhandenen unter die einzelnen Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen. Hier entstehen die gegensätzlichen Bedürfnisse. Eigentlich müsste man hier von sogenannten assoziativen Urteilen sprechen. Ueberträgt man das Ganze auf eine Arbei ts- oder Lebensgemeinschaft, dann kann man zusammenfassend sagen: Durch seine Fähigkeiten hat jeder Mensch die Neigung, i n seinen Urteilen autokratisch zu sein, und das kann unter Umständen v ö l l i g berechtigt sein und auch als solches.eon-einer Gruppe akzeptiert werden. Im Sozialen wäre die Aufgabe des Menschen, sich immer mit der inneren Haltung der Gleichberechtigung, das Akzeptieren des andern als mündiges Wesen (siehe erste Seite) hinzustellen. Im Wirtschaftlichen, aber auch i n der gemeinsamen Zusammenarbeit, steht der Mensch auch als Bedürfniswesen (was nichts anderes heisst, als dass e r etwas “braucht”, im Gegensatz zum FähigkeihWesen, wo man etwas zu “geben” hat.) Hier sollte man zu einem sogenannten assoziativen Urteil kommen, d.h. zum Abwägen der Bedürfnisgegensätze. Nehmen wir j e t z t die Phasen eines Entscheidungsprozesses, dann sehen w i r, dass es i n der ersten Phase der BILDGESTALTUNG eigentlich dauernd um autokratische Urteile geht. Jeder trägt aus seinen Fähigkeiten etwas bei.Und ich kann einen - 3 Beitrag akzeptieren, solange ich die Kompetenz zu diesem Urteil akzeptiere. Bei mir selber muss ich dann nachfühlen, aus welchen Gründen ich die Kompetenz zu einem Urteil zu kommen, annehme oder ablehne? (Aus Wahrheitssinn, aus Symoder Antipathie oder aus noch nicht zur Klarheit gebrachten karmischen Zusammenhängen, wodurch Gut und Böse mithinein s p i e l t ) . In der URTEILSPHASE geht es darum, dass jeder sich als Mündigkeitswesen gleichberechtigt fühlen Kann, sonst kann man nicht zu einem richtigen sozialen Urt e i l kommen. Aeusserlich kann man eine Ahnung davon bekommen, ob diese Situation vorhanden i s t oder nicht, dadurch, dass man bemerkt, ob wirklich jeder den Mut hat, sich zu äussern oder nicht. Wobei die Gründe f ü r das Fehlen einer Situation der Gleichberechtigung sowohl im einzelnen Menschen liegen können als auch i n der Situation selber oder im Verhalten einzelner Menschen i n der Gruppe. Hier g i l t es, äusserste Wachsamkeit zu üben und zu richtigen Spielregeln zu kommen. In der ENTSCHEIDUNGSPHASE kommt eigentlich das assoziative Urteil zustande, da geht es um das Abwägen der gegenseitigen Bedürfnisse einerseits und der Verbindung der daraus folgenden Handlungen mit dem eigenen Karma und mit dem Karma der mitbetroffenen Menschen anderseits. In diesem Bereich geht es eigentlich um das Schaffen von neuem Karma, das in die Zukunft hineinwirkt. Geist erschauen, die Konsequenzen der Handlungen in die Zukunft hinein vorausschauen lernen, und daraus den Willen entwickeln, ja oder nein zu sagen. Wir sprachen noch über die Gegenmächte und das christliche Wirken. Ahriman versucht im Urteilen das Urteil über das WIE auszuklammern und regt dadurch zu Kurzschlusshandlungen an, wobei eine Wahrheit ohne Rücksicht auf das WIE i n die physische Wirklichkeit hineingedrückt wird (Der Mensch als Mündigkeitswesen wird sozusagen ausgeschaltet). Das Ziel h e i l i g t die Mittel. Luzifer versucht auch, das WIE auszuklammern, akzeptiert den Mitmenschen auch nicht als Mündigkeitswesen, aber bei Luzifer geht es mehr darum, den andern davon zu überzeugen, dass nur ER die Wahrheit besitzt und es deshalb gemacht werden s o l l , ob nun jeder mitmacht oder nicht Christus versucht so zu wirken, dass der Mitmensch aufgrund der Gleichberechtigung sich mit seinem Schicksal akzeptiert fühlen kann und regt dann an, einerseits zur Wahrheit zu kommen, anderseits die richtigen Ziele zu entwickeln, macht aber keinen Schritt, die die andern nicht mitvollziehen können. M i t andern Worten, e r geht den Weg gemeinsam und wartet immer,bis jeder mitkommt.

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